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Ko Kubota

"Bravo Sport"  

Austellungsdauer: 8.5.-28.5.1998 

Fans wissen alles über ihre Sporthelden oder Heldinnen: Statistiken, Lebensläufe und sogar, welche Turnschuhemarke sie tragen. Wir richten unsere Blicke auf die großen Persönlichkeiten, die die Trikots tragen und die auf dem Feld oder in der Halle mit dem Ball umgehen. Aber was wissen die Sportlern über die Fans? Wissen die Fans selbst etwas über sich?

Der japanische Künstler Ko Kubota will mit unserer Wahrnehmung von Hierarchien und Anordnungen spielen, wie sie sich überall in der gesellschaftlichen Realität zeigen. Er will, daß wir uns Gedanken machen darüber, wie wir Sachen gruppieren und ordnen. In seine unterschiedlichen Galerie- und Kunsthallen-Ausstellungen in Japan benutzte und bearbeitete er ganz einfache Formen und Materialien, um die hierarchische Raumordnung zu desorientieren. In Deutschland verändert er sein Grundkonzept nicht, sehr wohl allerdings das Material, mit dem er sein Konzept zum Ausdruck bringt. Auf Sportartikelfotos stehen zumeist sehr populäre und bekannte Spieler im Mittelpunkt - sie nehmen den größern Teil der Fotos ein und besitzen ihn geradezu. Unser Blick, also der des Betrachters, der sich durch die Magazine und Zeitungen blättert, nimmt automatisch den Spieler wahr. Die Fotos vermitteln einen starken Eindruck der Spieler: diese werden ausgestellt und besitzen einen Eigennamen (der manchmal sogar auf dem Trikot zu lesen ist). Sie sind Einzelpersonen mit einer starker Identität, und ihre Anwesenheit beherrscht die bildnerischen Elemente der Fotos. Ko Kubota interessiert sich jedoch an anderen Informationen, die die Fotos bieten. Er will die Hierachie des Bildes neu bestimmen: die Hauptrolle wird zur Nebenrolle, die Hauptfigur rutscht in den Hintergrund, der Eigenname verschwindet in Anonymität, die anonymen Beobachtern werden zu Hauptfiguren, sie bekommen Identität, wir müssen uns über sie Fragen stellen. Eine davon könnte lauten: Wer sind diese Menschen, was machen sie? Ko Kubota bearbeitet die von ihm Sportmagazinen entnommenen und abfotografierten Fotos neu. Details werden zur Hauptsache, und dieser Prozeß ändert unsere Sichtweise. So bestimmt Kubota die Grenzen der Fotos auf überraschende Weise, schafft eine andere Ordnung. In dem er solches tut, spart er kleine Teile der Fotos aus, um unsere Sicht freizulassen.

Ein paar Worte zum Künstler: Ko Kubota (Jahrgang 1965) wurde in Fukuoka in Japan geboren. Sein Vater ist dort Künstler, der im traditionellen japanischen Stil malt. Auch Ko Kubota studierte Malerei an der Universität für Kunst TAMA in Tokyo, fing aber nach seinem Abschluß an, moderne Kunst zu studieren. Eine Gruppen-Ausstellung in Tokyo mit deutschen Künstler führte zur Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, um hier weiter zu studieren und neue Einflüsse zu bekommen. Seit Oktober 1997 ist er Student an der Kunstakademie Münster, Klasse Paul Isenrath. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligen (Auswahl): Stadtkunsthalle Meguro, Tokyo, 1988; "Muscle Control", Setagaya Kunsthalle, Tokyo, 1988; "Suitable Location", Setagaza Kunsthalle, Tokyo, 1988; Galerie GEN, Tokyo (1991-1996); "A View", Stadtkunsthalle Nerima, Tokyo, 1992 & 1993; "Blick auf die neue Generation '95 - Aussagen von 10 Galerien", Galerie GEN, Tokyo, 1995; Suikato Galerie, Tokyo, 1996; Galerie Den, Tokyo, 1997; Naruse Murata Gallery, Tokyo, 1997. Preise: Präfektur Kanagawas Kunstausstellung - Sonder-Beförderungs-Preis.




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