Archiv       Projekt: Foyer -Austellungen



fumages

eine Foyerausstellung von Erika Enders
Mai -August




Ausstellungsdauer: 09.06. - 11.08.2006














Feuer...

Wer mag es nicht, abends am Feuer zu sitzen, in die Flammen zu schauen und vielleicht an einen Stock ein Rostbratwürstchen zu schmoren oder eine Folienkartoffel in der Glut zu garen? Und wer kennt nicht den Moment, wo ein Windstoß ins Feuer schlägt und aus den gerade noch friedlich züngelnden Flammen sich Glutkörper befreien, die einem ins Gesicht wehen, so dass man vor den Flammen zurückschreckt? Und wer kennt es nicht, seine mit Heißhunger erwartete Rostbratwurst verkohlt am Stock zu betrachten oder seine Folienkartoffeln aus den Flammen als schwarzen Klumpen zu rollen?

Auch wenn mit der Beherrschung, ja Domestizierung des Feuers in unseren Geschichtsbüchern die Zivilisationsgeschichte beginnt, auch wenn wir uns mit der Kontrolle der Flamme aus dem Tierreich scheinbar herauskatapultiert haben und durch die scheinbare Kontrolle des Feuer uns neue Lebensräume schaffen konnten, die uns zuvor durch Kälte, mangelndes Nahrungsangebot und Licht verschlossen blieben, bleibt das Feuer doch für uns gefährlich, ja bisweilen tödlich.

Ein kleiner Windstoß kann das mythologische Element Feuer zu einem unkontrollierbaren Gegner machen. Das Feuer bleibt gefährlich, unser Verhältnis zum Feuer ambivalent.

 Es verheißt Wärme, Licht, Zerstörung, Vergehen. Es macht den Zerfall deutlich. Es trägt in seinen Flammen Schönheit und Vergänglichkeit. Es birgt Gefahr.
Auch in Galerien und Ausstellungsräumen.

Feuer und Kunst ...

Gerade die Ambivalenz unserer Einstellung gegenüber des Feuers machte sie auch immer interessant für die Bildende Kunst und in den Sechziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts entstanden neue Objekte, die das Feuer als gestalterisches Mittel hatten: die fumages. Hier sei an die Arbeiten und Installationen von Yves Klein oder Otto Piene erinnert, die das Feuer so wählten, dass eine gewisse Dramatik beabsichtigt war.

Nicht so bei den Arbeiten von Erika Enders: ihre Arbeiten haben etwas subtil poetisch, kontrolliertes in sich. Es sind teilweise zarte Feuerzeichnungen, die, wenn man sie wiederholen wollte, nie zu dem gleichen Ergebnis führen.

Die Versuchsanordnung natürlich lässt sich wiederholen, ihr Ergebnis bleibt unvorhersehbar, abhängig von den verschiedensten Parametern, die auf sie einwirken: ein Windstoß, der Winkeln des Anzündens, eine großer oder kleine Flamme, die das Objekt entzündet.

Vom Material nutzt Erika Enders Gipskarton und Zündhölzer, bzw. beim „Wehener Feuer“ statt Zündhölzer Kaminanzünder, doch die gleiche Ausgangssituation in der ersten Prozessphase führen zu unterschiedlichen Objekten, nachdem sich das Feuer in ocker –bis schwarzfarbenen Tönen auf den Gipskarton gezeichnet hat.

Was Erika Enders Arbeiten gemeinsam ist, möchte ich als den Kontrast von Komposition und Freiheit bezeichnen. Betrachten wir den künstlerischen Entstehungsprozess ihrer Arbeiten: Die Erstellung des weißen Grundes – oft aus Gipsbinden – in mehrere Lagen, das Biegen der Kreisformen in passende Größen, das Legen der Kreisformen in bestimmte Ordnungsstrukturen (z.B. in den Arbeiten „Hommage á Mu Ch’i 1 – 3), das Austarieren der Abstände, die besondere Rolle des leeren Grundes dabei und dann der Akt des Verbrennens. Unter Umständen steuert die Künstlerin durch leichtes Fächeln den Verbrennungsprozess, aber letztendlich nimmt sie sich zurück, muss sie sich zurücknehmen und das Feuer zulassen. Heraus kommt das eigentliche Bild, was sich hinter dem verflüchtigten Objekt, immer schneller abzeichnet.

 In einem präzise organisierten Rahmen gibt also die Künstlerin letztendlich die Kontrolle über ihr Objekt auf und öffnet einen Prozess, in dem sich das Material selbst entfalten kann. Es ist eine Ästhetik des Vergänglichen, die wir hier vorfinden.

Andreas Weber
(in Verwendung eines Textes von U. Meyer-Husmann)






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