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Mark Formanek

"aus der Hosentasche für die Zukunft"

Austellungsdauer: 7.11. -30.11.2003





Was für Ausblicke in die Zukunft lassen sich denn schon mit Schrauben, Drähten, Metallfedern, Paketbändern und allerlei sonstigem, auf der Straße liegendem Material entwerfen? – Was soll denn das?! Das ist doch Müll! – Oder nicht?

Mark Formanek findet. Er findet Gegenstände. Oder manches Mal zunächst nur halbe Gegenstände und Jahre später erst die andere Hälfte – „Basismaterial“, wie er es nennt. Irgendwo. Er findet auch Bilder und Situationen. Er kann auch Geräusche finden – und Räume. Er findet dies alles und steckt es in seine Hosentaschen oder in sein Skizzenbuch oder in ein Aufnahmegerät.

Das Material und dessen Zusammensetzung ist nicht vorherbestimmbar, nicht planbar, in seiner alltäglichen Abgenutztheit auch nicht kaufbar. Ein Leitsatz lautet: „Mit Geld lässt sich keine Kunst machen.“ Er trägt all das in der Fülle des Alltäglichen Gesammelte nach Hause, archiviert es und – greift gegebenenfalls in seine wahren Schatzkisten oder auch Hosentaschen. Herauskommen dabei Arbeiten, wie sie bei cuba-cultur zu sehen waren: Ein Müllbeutel, sowohl Schrottgegenstände als auch dahin geworfene Skizzen an den Wänden, eine Videoarbeit, die gefundene Eindrücke schlicht festhielt. Und altes Zeitungspapier gab es auch. Doch Müll?

Nein – um Müll handelt es sich auf gar keinen Fall, sondern um Basismaterial, um viel Basismaterial. Aus ihm entsteht Neues, geschöpft und erschaffen aus eben der Fülle des Alltäglichen, das einem überall – England, Israel, Deutschland, gleich wo – vor die Füße fällt, wenn nur der Blick dafür wachsam ist.

Es ging um eine sehr lebensnahe Aussage und deren Verwirklichung – ebenso lebens- und realitätsnah wie all die Objekte, Abbildungen, Klebekreuze usw. des Alltags: Nicht zu wissen, und es auch gar nicht zu können, was man finden wird, aber gerade in dieser Unvorherbestimmbarkeit das Potential für Machbarkeit zu entdecken. Das war der Kern dieser Ausstellung.

Der Entstehungsprozess war miterlebenswert: Auch hier war es ein Finden und Sortieren, voller Überraschungen, was sich denn wie zusammensetzen ließ. Voller Überraschungen also für den Besucher und für Mark Formanek selbst, Überraschungen, die der Alltag so mit sich bringt – und ebenso die Zukunft!


Hille Schwarze





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